Du mußt dein Leben ändern
„Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ Dieser Vers aus dem Gedicht „Herbsttag“ dürfte derjenige sein, mit dem sich Rainer Maria Rilke am nachhaltigsten im kollektiven Gedächtnis verankert hat. Andere seiner poetischen Äußerungen sind unter Kennern und Liebhabern gleichfalls geläufig. Der vor 150 Jahren, am 4.12.1875 in Prag als René Rilke geborene Dichter stieß neue Türen für die deutsche Lyrik auf und hat „das deutsche Gedicht zum ersten Mal vollkommen gemacht“, wie Robert Musil in seiner Gedenkrede nach Rilkes frühem Tod mit nur 51 Jahren äußerte.
Rilke selbst interessierte sich auch sehr für bildende Kunst, und das Interesse beruhte und beruht auf Gegenseitigkeit: Zahllose bildende Künstler haben sich mit ihm und mit seinem Schaffen auseinandergesetzt und ihre eigenen Interpretationen geschaffen. Bereits 2015 hat eine Ausstellung im Quellenhof Garbisdorf eine Zahl solcher Arbeiten versammelt und unter den Titel „Du mußt dein Leben ändern“ gestellt, die letzte Zeile aus Rilkes Gedicht „Archaïscher Torso Apollos“. Hierfür wurden ausschließlich Werke von 1945 bis in die Gegenwart berücksichtigt. Parallel dazu initiierte die Anita und Günter Lichtenstein Stiftung unter dem gleichen Titel eine Grafikmappe mit 15 zeitgenössischen bildkünstlerischen Gedanken zu Rilke. Diese ist längst vergriffen, der als Band 11 der Göpfersdorfer Kunstblätter erschienene und ebenso betitelte Katalog zur Ausstellung ist aber noch erhältlich und ermöglicht einen Einblick in die gigantische Welt, die sich mit Rilke und seinem Werk als Sujet für die bildende Kunst auftat.