Eine neue Orgel von Carl August Buchholz?

Der am 13. August 1796, also vor 225 Jahren, geborene Carl August Buchholz war der wohl bedeutendste Berliner Orgelbauer des 19. Jahrhunderts. Er prägte das Geschehen in diesem musikalischen Metier über fast das gesamte Jahrhundert: 1812 baute er zusammen mit seinem Vater Johann Simon Buchholz in der Petrikirche Altentreptow seine erste Orgel, 1884 zusammen mit seinem Sohn Carl Friedrich Buchholz seine letzten drei Orgeln in Nossendorf, Alt Gaarz und Ribbeck. In diesen mehr als 70 Jahren entstanden rund 150 Orgeln nicht nur in und um Berlin, sondern auch in anderen Regionen vor allem des nördlichen Deutschlands, darunter auch die hochgradig bedeutenden Instrumente in der Marienkirche in Barth und der Nikolaikirche in Stralsund. Seine größte Orgel steht allerdings in der Schwarzen Kirche im siebenbürgischen Kronstadt.

Nicht alle seine Instrumente blieben erhalten, und viele wurden teils massiv umgebaut, so auch die 1859 errichtete Orgel in der Alten Pfarrkirche „Zu den vier Evangelisten“ im Berliner Stadtteil Alt-Pankow. Diese erlitt zudem umfangreiche Kriegsschäden und wurde letztlich 1972 durch eine gebrauchte Jehmlich-Orgel ersetzt, die allerdings nicht so richtig in den Kirchenraum passte. Diese unbefriedigende Situation ändert sich nun: Der Dresdner Orgelbauer Kristian Wegscheider, mit Buchholz-Orgeln nicht zuletzt durch seine Restaurierungen der Instrumente in Barth und Stralsund bestens vertraut, schuf eine neue Orgel für diese Kirche. Ein 1:1-Nachbau der Buchholz-Orgel war nicht möglich, da zu wenige Daten über ihren Ursprungsbestand vorliegen. So fiel die Entscheidung, die Orgel zumindest nach den Konstruktionsprinzipien von Buchholz zu errichten, was mit solcher Liebe zum Detail geschah, dass Wegscheider selbst nach Kronstadt reiste und seine Pfeifen anhand des Klanges der Buchholz-Orgel in der Schwarzen Kirche intonierte.

So bekommt Buchholz zu seinem 225. Geburtstag also sozusagen eine Orgel geschenkt – keine Buchholz-Orgel, aber eine, die er durchaus selber hätte bauen können. Diese neue Orgel wird am 21. August 2021 eingeweiht, und es folgt eine Festwoche mit weiteren Konzerten am neuen Instrument. Am 25. August um 19.00 Uhr spielt dabei Matthias Pech, Organist an der Buchholz-Orgel der Nikolaikirche in Stralsund, so dass sich damit ein weiterer Kreis schließt. Zu hören sind u.a. Werke von Dornheckter, Franke, Looks und Riemenschneider – wenig bekannte, aber interessante Komponisten der Romantik aus dem direkten Umfeld der Stralsunder Buchholz-Orgel. Werke u.a. von ihnen hat Matthias Pech an „seiner“ Stralsunder Orgel auch für eine CD namens „Stralsunder Romantik“ eingespielt, die im September das Licht der Welt erblicken wird.

 

Zur Website der Orgelfestwoche in Alt-Pankow

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