780 Milliarden Mark für ein paar Stunden Musik

Die Übermittlung von Informationen mittels Funktechnik, also die drahtlose Telegrafie, war eine der bahnbrechenden Erfindungen des späten 19. Jahrhunderts und fand im frühen 20. Jahrhundert eine Weiterentwicklung in Gestalt des Rundfunkprinzips. Zunächst in den USA eingerichtet, schwappten die Wellen alsbald auch nach Mitteleuropa, wo 1922 in der Schweiz erste Testsendungen über den Äther gingen, die im Frühjahr 1923 ins erste regelmäßig ausgestrahlte Programm beim Sender Lausanne mündeten. In Deutschland zog man alsbald nach: Am 29.10.1923 war die erste Sendung der Funk-Stunde Berlin zu hören, mit dem Andantino im Stile von Martini aus der Feder von Fritz Kreisler als erstem gesendetem Musikstück. Für eine Hörerlizenz bis zum Jahresende 2023 musste man übrigens 780 Milliarden Mark bezahlen – die Hyperinflation stand auf ihrem Höhepunkt.

Der Preis von umgerechnet 60 Goldmark sank bald auf weniger als die Hälfte, dafür stiegen die Abonnentenzahlen sprunghaft an. Zudem schossen auch in anderen Regionen Deutschlands Rundfunkunternehmen wie Pilze aus dem Boden und vereinigten sich schließlich in der 1925 gegründeten Reichs-Rundfunk-Gesellschaft als Dachverband. Auch in Mitteldeutschland dauerte es nach der ersten Sendung aus Berlin nur noch wenige Monate, bis man auch hier am Radiogerät in den Äther lauschen konnte. Das Buch „Vom Kofferstudio zum Mediencenter“ von Torsten Unger verrät dem geschichtsinteressierten Hörer und Leser, wie dieser Prozess speziell in Thüringen ablief und was sich dann bis 2000 auf den dortigen Frequenzen tat.

 

 

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